Wenn eine Dachsanierung ansteht

Sonneneinstrahlung und ständige Bewitterung lassen die Dachflächen und dabei insbesondere die Dachabdichtung altern. Diese wird langsam spröde und brüchig, bis erste Undichtigkeiten auftreten und eine Dachsanierung erforderlich wird. Oftmals entsprechen dabei auch die Dämmstoffdicken, die man vor zwanzig oder dreißig Jahren als notwendig und praktikabel angesehen hat, heute nicht mehr den Vorstellungen der Nutzer hinsichtlich effizienter Energieverwendung.

Flachdächer werden aber schon seit vielen Jahrzehnten mit Oberlichtern ausgestattet und so werden im Rahmen einer Dachsanierung regelmäßig auch Änderungsmaßnahmen für die integrierten Oberlichter erforderlich. In diesem Kontext sollte neben der Durchführung der Umbauarbeiten sowie gegebenenfalls erforderlicher Instandhaltungsmaßnahmen auch geprüft werden, ob die Oberlichtelemente sowie die Ausstattung und der Funktionsumfang der Oberlichter noch der aktuellen Gebäudenutzung und den modernen Ansprüchen an energieeffiziente Gebäudekomponenten entsprechen.

Wenn ohnehin Arbeiten an der Dachoberfläche und den Oberlichtern anstehen, amortisieren sich Investitionen in energiesparende Ausführungen besonders schnell und auch die Anpassung an veränderte Bedürfnisse bei der Gebäudenutzung, wie beispielsweise der Bedarf nach mehr lüftbaren Oberlichtern, lassen sich besonders wirtschaftlich umsetzen.

Die Konstruktion und die Baugrößen von Flachdachfenstern und Lichtkuppeln sind nicht genormt. Für die Sanierungsmaßnahmen an Flachdachfenstern oder Lichtkuppeln ist es daher sehr hilfreich, wenn der Hersteller und falls möglich auch das Fabrikat und das Herstelljahr bekannt sind.

Seit Mitte der 2000er Jahre werden Lichtkuppeln durch Inkrafttreten der Produktnorm üblicherweise CE-gekennzeichnet. Die CE-Kennzeichnung ist dabei im Regelfall vor Witterung geschützt innen angebracht. Sie gibt Aufschluss über Hersteller, Fabrikat und Jahr der Herstellung. Auch an Flachdachfenstern und älteren Lichtkuppeln sind diese Informationen meist auf am Produkt angebrachten Kennzeichnungen verfügbar.

Durch die fehlende Standardisierung stellt die Sanierung von alten Flachdachfenstern, insbesondere die Sanierung von unbekannten Fabrikaten eine Herausforderung dar. Kann das Flachdachfenster wiederverwendet werden? Muss eventuell auch der Aufsetzkranz ausgebaut werden? Auf diese und andere Fragen im Zusammenhang mit Sanierungen geben die Mitgliedsfirmen des Fachverbandes FVLR gerne Auskünfte. Die Machbarkeit muss dabei stets objektbezogen einzeln abgeklärt werden.

Planung von Sanierungsmaßnahmen

Bei der Sanierung von Dachflächen mit Oberlichtern führen veränderte baurechtliche Erfordernisse und / oder Umnutzungen des Gebäudes zu veränderten Anforderungen an das Dach und damit häufig auch an die Oberlichter.

Folgende Fragen sollten daher immer als Grundlage für die Planung von Sanierungsmaßnahmen beantwortet werden:

  • Haben sich die Anforderungen an den Brandschutz der Bauteile geändert, zum Beispiel in Gebäudebereichen in denen neuere Gebäudeteile hinzu gekommen sind oder durch Umnutzung?
  • Entspricht die Energieeffizienz der bestehenden Bauteile noch den gesetzlichen Mindestanforderungen sowie den Bedürfnissen des Betreibers und der Nutzer?
  • Ergeben sich aus Umnutzungen oder auch einem veränderten Umfeld des Gebäudes neue Erfordernisse beispielsweise an Sonnenschutz, Lüftung, den Arbeitsschutz oder den Schallschutz?
  • Entsprechen die Anzahl und die Lage von Oberlichtern die als natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte genutzt werden noch den brandschutzrechtlichen Erfordernissen?

Die Antworten auf diese Fragen können direkten Einfluss auf die Anforderungen an die im Bestandsdach eingebauten Oberlichter haben und müssen deshalb bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen berücksichtigt werden.

Haben sich baurechtliche Anforderungen an die eingebauten Flachdachfenster, wie beispielsweise Brandschutzanforderungen oder maximal zulässige Wärmedurchgangskoeffizienten für Flachdachfenster geändert, muss geprüft werden ob sie von den eingebauten Flachdachfenstern eingehalten werden oder diese deshalb auszutauschen sind.

Außerdem sollte beim geplanten Austausch vorhandener Oberlichter gegen neue Flachdachfenster im Bestandsdach immer auch überprüft werden, ob die vorhandene Unterkonstruktion für das Gewicht der Flachdachfenster geeignet ist.

Die Bewertung der Arbeitsschutzerfordernisse für sicheres Arbeiten auf der Dachfläche ist in jedem Fall ein entscheidender Bestandteil im Rahmen der Planung und Vorbereitung. Da die Forderung nach dauerhafter Durchsturzsicherheit für Oberlichter erst im letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat, sind viele Oberlichter im Bestand nicht dauerhaft durchsturzsicher.

Die Umbauarbeiten an den Oberlichtern im Rahmen der Dachsanierung bieten eine gute Möglichkeit für die preisgünstige Nachrüstung zusätzlicher Durchsturzsicherungssysteme. Bei der Nachrüstung von Durchsturzsicherungen im Lichtraum des Aufsetzkranzes müssen die Auswirkungen auf andere Flachdachfensterfunktionen insbesondere auf die aerodynamische Wirksamkeit bei natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräten immer berücksichtigt werden. Auch die Schwenkbereiche von Öffnersystemen dürfen keinesfalls beeinträchtigt werden.

Da moderne Isolierglasverglasungen ohne weiteres durchsturzsicher ausgeführt werden können, bietet der Austausch der Oberteile gegen dauerhaft durchsturzsichere Flachdachfensterelemente die Möglichkeit diese Anforderung für die geschlossenen Flachdachfenster „unsichtbar“ zu erfüllen.

Häufig sollen bei Dachsanierungen in der Dachfläche größere Dämmdicken und zum Teil andere Dämmmaterialien eingebaut werden um die Energieeffizienz zu erhöhen. Damit entsprechen in vielen Fällen auch die Anschlusshöhen der Aufsetzkränze nach dem Aufdämmen des Daches nicht mehr den einschlägigen Fachregeln (für die Dachentwässerung Höhe der Oberkante des Aufsetzkranzes ≥ 15 cm über Dachoberfläche, bei RWA-Geräten ≥ 25 cm). Deshalb müssen dann auch die vorhandenen Oberlichter entsprechend umgebaut werden.

Die Erhöhung des Dachpaketes durch die dickere Wärmedämmung hat also zur Folge, dass die notwendige Höhe für eine fachgerechte Eindichtung mit den vorhandenen Aufsetzkränzen nicht mehr zur Verfügung steht.

Entweder ist dann der komplette Aufsetzkranz gegen einen höheren auszutauschen oder der vorhandene Aufsetzkranz durch einen Sanierungsaufsetzkranz zu erhöhen (Aufstockelemente). Die zweite Variante hat den Vorteil, dass der vorhandene Aufsetzkranz nicht ausgebaut werden muss und somit weder im sichtbaren Innenbereich noch außenseitig am Dachanschluss zusätzlicher Aufwand hierfür entsteht. Der vorhandene Aufsetzkranz muss hierfür aber geeignet sein. Beratung hierzu geben die Mitglieder des Fachverbandes.

Soweit das Flachdachfensterelement noch intakt ist, kann es wieder auf dem neuen Aufstockelement weiterverwendet werden.

Natürlich sollte dabei geprüft werden, ob nicht auch bei den Oberlichtelementen der Austausch der mehrere Jahrzehnte alten Teile gegen neuwertige, energieeffizientere Ausführungen technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist. In diesem Zusammenhang werden im Normalfall nicht nur die gealterten Bauteile gegen neue ausgetauscht, sondern es können gleichzeitig auch die produktbezogenen Eigenschaften, zum Beispiel Lichttransmission und Gesamtenergiedurchlass für die aktuelle Nutzung optimiert werden.

Maß nehmen

Da es es im Oberlichtmarkt keine Standardisierung von Abmessungen, Ausführungen oder konstruktiven Details gibt, ist die Ermittlung des Herstellers und falls möglich vom Fabrikats und dem Jahr der Herstellung ein wichtiger Baustein jedes Aufmaßes.

Diese Daten sind meist auf der CE-Kennzeichnung oder anderen Produktkennzeichnungen angegeben, wobei die Kennzeichnungen im Normalfall im Innenbereich vor Witterung geschützt zu finden sind. Sofern im Sanierungsfall oder auch bei einem Schaden an einem Flachdachfenster der Hersteller des Flachdachfensters und das Fabrikat (Nenngröße = Bestellgröße, starr / lüftbar / RWA) bekannt sind, ist die Bestellung und Ersatzlieferung meist kein Problem.

Wenn sich der Hersteller eines Oberlichtes nicht ermitteln lässt, stellt die Sanierung eine besondere Herausforderung dar. Obwohl die „Nenngröße“ bei allen Herstellern einheitlich die untere innere Lichtöffnung des Aufsetzkranzes bezeichnet, gibt es bei den oberen Abmessungen je nach Hersteller und Typ durch andere Neigungen des Kranzes, unterschiedliche Ausbildungen der oberen horizontalen Auflage und andere Konstruktionsdetails erhebliche Unterschiede.

In solchen Fällen ist es sehr empfehlenswert frühzeitig Rat bei einem Flachdachfensterhersteller zu suchen und ihn bereits bei der Planung der Sanierungsmaßnahmen einzubinden.

Als hilfreich für die Hersteller haben sich für Nachbestellungen und Ersatzlieferungen zumindest die Angaben der Länge und Breite der oberen lichten Öffnung für das Flachdachfenster, gemessen also an der Oberkante des Aufsetzkranzes, erwiesen.

Noch besser ist es, wenn folgende Angaben gemacht werden können:

  • Hersteller
  • Herstellerbezeichnung
  • Nenngröße/Bestellgröße
  • Ausführung starr, lüftbar oder RWA
  • Baujahr
  • Typ und Material des alten Aufsetzkranzes
  • alte Aufsetzkranzhöhe
  • Abmessungen der oberen lichten Öffnung des Aufsetzkranzes
  • Ausbildung der oberen Auflage des Aufsetzkranzes eben oder mit Nocke

Auch Skizzen und Fotos zur Unterkonstruktion und des vorhandenen Aufsetzkranzes helfen sehr.

Auswahl geeigneter Einbaukomponenten

Für den Einbau der Flachdachfenster in das Bestandsdach wird von den Herstellern neben den in vielen Varianten erhältlichen Aufsetzkränzen ein breite Palette an Zubehörkomponenten angeboten. Diese sollen den Einbau für spezielle Anwendungssituationen in der erforderlichen Qualität ermöglichen oder den Einbau gegenüber handwerklich hergestellten Ausführungsvarianten vereinfachen.

Speziell für Sanierungen sind Aufstockelemente, zum Beispiel aus PVC, GFUP oder Blech in verschiedenen Höhen erhältlich, die auf die vorhandenen Aufsetzkränze aufgesetzt und befestigt werden, um das Flachdachfensteroberteil auch nach der Dachsanierung ausreichend hoch aus der Dachebene herauszuheben. Diese verfügen wie Aufsetzkränze über alle erforderlichen Eigenschaften um das vorgesehene Flachdachfenster sicher zu befestigen und die Dachabdichtung sicher anschließen zu können. Das bedeutet insbesondere, dass sie die aus den Flachdachfensterscharnieren und Öffnern meist punktuell einwirkenden Kräfte verteilen und gleichmäßig in den darunterliegenden Aufsetzkranz abgeben.

Sogenannte Einbaurahmen verfügen in Bezug auf die Kraftverteilung und den Dachanschluss über die gleichen Eigenschaften wie Aufstockelemente ohne jedoch den vorhandenen Aufsetzkranz dabei nennenswert zu erhöhen.

Für horizontal eingebaute Bestandsaufsetzkränze sind auch geneigte Aufstockelemente und Flachdachfenster mit geneigten Rahmen erhältlich um die Verglasungsoberfläche optimal zu entwässern.

Weiterhin werden auch Anschlussrahmen angeboten. Das sind Rahmen, die zwischen Aufsetzkranz und Flachdachfenster montiert werden können um einen optimalen Anschluss der Dachabdichtung zu unterstützen.

Bei Sanierungen ist die Wahl der Flachdachfensterabmessungen in der Regel durch die vorliegende Öffnung entschieden. Auch Anzahl und Ausführung sollen aus Kostengründen häufig beibehalten werden.

Insbesondere geänderten baurechtlichen Anforderungen muss aber mit entsprechend ausgestatteten Flachdachfenstern Rechnung getragen werden. Und auch die verstärkt für den Arbeitsschutz geforderte Durchsturzsicherheit muss häufig bei der Ausstattung Beachtung finden.

Wenn die Flachdachfenster neu eingebaut werden, die alten Oberlichter also nicht wiederverwendet werden sollen, bietet dies die Chance Flachdachfenster nach dem neusten Stand der Technik einzubauen und gegebenenfalls mit Zusatzfunktionen auszustatten und damit den Nutzwert der Oberlichter maßgeblich zu erhöhen.

Zusammengefasst sollten also folgende Eigenschaften und Ausstattungsoptionen bei der Auswahl der zukünftigen Flachdachfenster bedacht werden:

  • Verbesserung der Lichttransmission oder des Sonnenschutzes der Verglasung bzw. der Einsatz zusätzlicher Sonnenschutzausstattungen
  • Reduzierung des Wärmedurchgangskoeffizienten und verbesserte Luftdichtheit für verringerte Heizkosten
  • Erhöhung des Schallschutzes um einer geänderten Gebäudenutzung gerecht zu werden
  • Ausführung / Ausstattung für permanente Durchsturzsicherheit
  • Umwandlung starrer Oberlichter in lüftbare Flachdachfenster für ein besseres Innenklima

Für den Einbau der Aufsetzkränze, Aufstockelemente und Flachdachfenster im Dach, wie auch für den Anschluss der Dachabdichtung gelten bei Sanierungen die gleichen Grundsätze wie beim Neubau. Diese sind im Bereich „Einbau“ zusammengefasst.